Länderspiel Bolivien-Paraguay

Am Montagmorgen willigte ich auf Nachfragen eines Jungens darauf ein, ihm auch ein wenig Deutsch beizubringen. Mir schien es so, dass es dem Jungen das Deutschlernen zumindest am Anfang leichter viel als das Englischlernen, obwohl die deutsche Grammatik wesentlich schwieriger ist. Das mag wahrscheinlich auch daran liegen, dass viele Buchstaben im Deutschen gleich oder ähnlich ausgesprochen werden, wie sie geschrieben werden. Ich war wirklich begeistert, wie er das Wissen in sich aufsog und nach noch mehr Stunden fragte.

Nachdem ich am nächsten Tag vom Markt zurückgekommen war, bat man mich im Projekt darum, am Nachmittag in die Stadt zu fahren und dort am Stadion Eintrittskarten für ein Fußballspiel abzuholen. Da ich die Frau aus dem Büro, mit der ich mich dort verabredet hatte, am Telefon nicht gut verstand, wartete ich nach einer knapp anderthalbstündigen Fahrt etwas verloren vor dem Stadion. Zum Glück rief sie nach kurzer Zeit nochmal an und erklärte mir genau, wo ich hingehen sollte. Als sie mir dann die Karten übergab, staunte ich nicht schlecht, da es sich bei dem Spiel um ein Qualifikationsspiel für die WM 2018 in Russland zwischen Bolivien und Paraguay handelte. Bei genauerem Hinsehen las ich auch den Preis der Eintrittskarten: jede einzelne kostete nur zehn Bolivianos (1,30 €). Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit kamen dann auch schon schließlich die Jungs und zwei Betreuer aus dem Projekt an. Man konnte den Jungs die Vorfreude auf das Spiel wirklich von ihren Gesichtern ablesen, was auch sehr verständlich ist. Es kommt nicht häufig vor, dass die Jungen einen Ausflug unternehmen, und wenn es sich dabei noch um ein Fußballspiel handelt, ist es für sie sicherlich als wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen würden.

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Als die Nationalhymnen gesungen wurden, war es noch ziemlich leer im Stadion

Nach ein paar Minuten gingen wir dann schließlich in Richtung Eingang. Sicherheitskontrollen gab es keine und so konnten wir bald unsere Plätze auf der Haupttribüne einnehmen. Einige Reihen weiter vor uns saß eine kleine paraguayanische Fan-Delegation, die wild ihre Fahnen schwenkten. Ansonsten gab es kaum einen Fan aus dem Nachbarland. Zu der Zeit, als wir ins Stadion kamen, waren auch noch nicht sehr viele Bolivianer im Stadion und viele Sitzplätze waren noch leer. Zeitgleich kamen schon die beiden Nationalmannschaften aufs Feld und die Nationalhymnen wurden gesungen. Die bolivianische Nationalmannschaft trug dabei komplett grüne Trikots und die paraguayanische rot-weiß gestreifte.
In den ersten fünf Minuten nach Anpfiff füllte sich das Stadion relativ schnell mit Zuschauern. Ich war erstaunt, wie ausgewogen beide Mannschaften spielten und wie gut die Paraguayaner mit der Höhe zurechtkamen. Die erste Halbzeit verlief relativ unspektakulär. In der zweiten Halbzeit bekam jedoch einer unserer Spieler eine gelb-rote Karte, die das Spiel hätte wenden können. Die gegnerische Mannschaft nutzte ihren zahlenmäßigen Vorteil nicht aus und so schoss Bolivien relativ am Ende der Spielzeit ein Tor. Schließlich wurde abgepfiffen und sehr zufrieden gingen wir aus dem Stadion raus. Besonders die Jungs wurden aufgrund des Spielergebnisses leicht übermütig und es fiel mir etwas schwer auf dem Heimweg ein Auge auf sie zu behalten. In einem total überfüllten Bus fuhren wir schließlich wieder über die Autopista zur Ceja und von dort in einem Minibus zum Projekt.

Am Mittwoch fuhr ich nach den oficios mit einem weiteren Jungen aus dem Projekt und Armando im Minibus runter in die Stadt. Erneut hatte ein Hotelbesitzer sich für eine Sachspende bereit erklärt und wir konnten in der Garage eines Fünf-Sterne-Hotels mehrere alte Tischdecken und Vorhänge abholen. Zum Glück waren es nicht wie beim letzten Mal schwere und dreckige Säcke, die wir von weiter her zur Garage tragen mussten. Stattdessen konnten wir die Säcke diesmal sofort in den Minibus laden. In der Garage befand sich außerdem ein sehr teuer aussehendes BMW-Motorrad. Also bat mich der Junge inständig darum, doch ein Foto von ihm und dem Motorrad zu machen.img_20161116_095450
Nachdem mich einige Jungs inständig darum gebeten hatten, mit ihnen auf den Fußballplatz zu gehen, stand ich am Samstag relativ früh auf, zog meine neuen Fußballschuhe an und ging los. Dort angekommen wurden meine Schuhe zunächst skeptisch betrachtet und anschließend für gut befunden. Das Fußballspiel war dann allerdings trotz neuen Schuhe weniger lustig. Obwohl die Schuhe Stollen hatten, legte ich mich auf dem Kunstrasen bei zu abrupten Manövern hin. Nach dem Spiel stellte ich außerdem fest, dass ich mir einen leichten Sonnenbrand geholt hatte.

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